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Rosettas Ende naht - die Todesspirale

Ein Jahr nach der Ankunft der Kometensonde Rosetta [1, 1a] am Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko ("Chury") [1, 1a] ist deren Schicksal bereits entschieden: Im September 2016 wird Rosetta am Ende ihrer Mission auf Chury fallen, aber immerhin soll dies so sanft wie möglich erfolgen.

Rosettas Vita
Nach ihrem Start im Jahre 2004 und rund 10 Jahren Winterschlaf ließ Rosetta den Kometenlander Philae [1] im November 2014 auf die Kometenoberfläche sinken. Seitdem gab es nur sehr wenige, kurze Kontakte mit Philae; der Lander gilt bei vielen Beteiligten als verloren, obwohl eine erneute Suche nach ihm geplant ist.

Die Wahrscheinlichkeit Philae doch noch zu finden, stehe bei 50 Prozent, so einer der beteiligten Forscher. Bei der letzten Kontaktaufnahme am 9. Juli war Philaes Batterie zu 75 Prozent aufgeladen. Doch seitdem herrscht Funkstille am Kometenradio.

Am 3. November befand sich Rosetta in einer Entfernung von 270 Kilometern von Chury. Wenn alles glatt läuft, sei demnächst eine Annäherung von Rosetta an den Kometen bis auf rund 200 Kilometer geplant.

Dafür muss die Ausrichtung der Sonde einwandfrei funktionieren und darf nicht von grossen Mengen Staub von Chury gestört werden. Rosettas Sicherheit ist bis zum Ende der Mission von grosser Wichtigkeit, insbesondere bei der weiteren Suche nach Philae.

Ende September 2016 läuft die Finanzierung des Kometenprojektes aus; zu diesem Zeitpunkt ist Chury bereits auf seinem Weg zurück in die eisige Kälte des äußeren Planetensystems [1].

Das Ende der Mission Rosetta wird seit rund einem Jahr diskutiert. Idealerweise würde die Kometensonde Chury weiter folgen und in 4-5 Jahren wieder in Sonnennähe auftauchen. In diesem entfernten Bereich des Sonnensystems würde Rosetta jedoch zu wenig Sonnenlicht empfangen, um weiter erfolgreich funktionieren zu können. Möglicherweise würden der Treibstoff und/oder andere Ressourcen ebenfalls ausgehen.

Geplanter Crash
Der Crash auf die Oberfläche von Chury ist beschlossene Sache: jedoch soll Rosetta nicht einfach irgendwie auf der Kometenoberfläche aufschlagen. Vielmehr ist ein langsames Hinunterspiralen in Richtung der Oberfläche angedacht (Abb. 1).

Der Beginn der Todesspirale ist mit aus einer Entfernung von etwa 8 Kilometern für August 2016 vorgesehen und soll mit einem Absturz im September enden. Allerdings wird Rosetta viel langsamer auf den Kometen sinken als zuvor der Lander Philae.

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Abb. 1 Künstlerische Darstellung der Annäherung von Rosetta an den Kometen Chury © ESA/ATG medialab/Rosetta/Navcam

 

Trotz des dramatischen Endes der Kometensonde soll sie am Ende der Mission bisher unerreicht genaue, hochauflösende Bilder der Kometenoberfläche aufnehmen und so viele Daten wie möglich sammeln - und rechtzeitig zurück zur Erde senden.

Die Auflösung der Bilder am Ende der Mission soll aus einem Abstand von 500 Metern von der Oberfläche geringer als ein Zentimeter pro Pixel sein. Experten gehen davon aus, dass während der letzten Phase der Annäherung von Rosetta an Chury mehr Daten und bessere Aufnahmen gesammelt werden können als Philae dies jemals hätte tun können.

Ab einem Abstand von 4 Kilometern oberhalb von Chury sollte Rosetta auf dem Weg zur Oberfläche die Gase unterscheiden können, die aus den beiden Kometenhälften stammen. Dabei könnte nochmals eine Analyse erfolgen, ob die beiden Teile des Kometen chemisch gesehen gleich sind oder sich doch unterscheiden. Mithilfe dieser Daten wollen die Wissenschaftler herausfinden, in welcher Umgebung Chury entstanden ist.

Letztes Rendevous
Der Minimalabstand Rosettas, von dem aus Aufnahmen von Chury zurück zur Erde gesendet werden können, hängt empfindlich von der finalen Bahn des Absturzes ab.

Der Aufprall der Kometensonde auf Chury wird das Ende der Mission sein, jedoch wird Rosetta aufgrund der Ausrichtung ihrer Antenne bereits vorher nicht mehr mit den Empfangsstationen auf der Erde kommunizieren können; Gleiches gilt für die Solarpanele, Rosetta geht dann der Sprit aus. - "Game over", so einer der beteiligten Wissenschaftler.

Wer weiß ... vielleicht wird Rosetta die lang vermisste Philae während ihrer Todesspirale doch noch finden ... (Abb. 2)

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Abb. 2 Künstlerische Darstellung der Sonde Rosetta und des Landers Philae
auf der Kometenoberfläche. © CNES/DUCROS David/ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team/MPS/UPD/LAM/
IAA/SSO/INTA/UPM

 

Neue Pläne - ein Doppelasteroid
Bereits vor der Entscheidung über Rosettas Ende ist bereits die nächste Mission zu einem erdnahen Asteroiden [1] geplant: die Mission AIM (Asteroid Impact Mission) [1] soll im Jahr 2020 zu einem Rendevous mit einem Doppelasteroiden [1] starten.

Bei den Zielobjekten handelt es sich um einen Asteroiden von 800 Metern Durchmesser, (65803) Didymos (1996 GT) [1], der von einem Mond von 170 Metern Durchmesser, dem Didymoon [1], umkreist wird.
Didymos wurde im Jahr 1996 entdeckt, sein Mond Didymoon erst im Jahr 2003. Didymoon umkreist Didymos in einer Entfernung von rund einem Kilometer.

Bei der Mission AIM handelt es sich um den europäischen Beitrag zu einer internationalen Mission, der Mission AIDA (Asteroid Impact & Deflection Assessment) [1]. Dabei soll die US-amerikanische Mission DART (Double Asteroid Redirection Test) [1] Ende des Jahres 2022 auf den kleineren der beiden Asteroiden stürzen.

Die Mission "Asteroideneinschlag- und Ablenkungsermittlung" gilt als Testmission, um die mögliche Abwehr eines Asteroiden durch eine Impulsübertragung (den kontrollierten Absturz) für den Notfall zu erproben. Ein sinnvolles Manöver. AIM soll nach dem Absturz etwaige Bahn- und stukturelle Änderungen des Asteroidenduos aufzeichnen.

Die europäische Raumfahrtorganisation ESA (European Space Agency) [1] überlegt derzeit der Mission fünf sog. CubeSats zur Seite zu stellen. Die Minisatelliten sollen insbesondere die Zusammensetzung der Asteroidenoberfläche, das Gravitationsfeld [1] sowie Staubeigenschaften und etwaige Materieauswürfe während der Kollision aufzeichnen sowie einen der CubeSats für seismische Messungen [1] absetzen.

Im nächsten Jahr soll entschieden werden, ob die neue Asteroidenmission durchgeführt wird.

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Über weitere Ergebnisse zum Kometen Chury und der Kometenmission werden wir Sie auf dem Laufenden halten.
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Falls Sie Fragen und Anregungen zu diesem Thema haben, schreiben Sie uns unter kontakt@ig-hutzi-spechtler.eu

 

Ihre
IG Hutzi Spechtler – Yasmin A. Walter

 

Quellenangaben:

[1] Mehr Information über astronomische Begriffe
www.wikipedia.de

[1a] Artikelserie zum Kometen Chury
http://ig-hutzi-spechtler.eu/aktuelles__rosetta__hauptseite.html

[2] Gibney, E., Nature 527, 16-17 (05 November 2015)

[3] sciencesetavenir.fr

[4] http://www.esa.int

 

 

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