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Hutzi Spechtler  
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UPDATE III – ESAHangout zu Philae

 

ESAHangout am Donnerstag

Das ESAHangout vom Donnerstag brachte einiges Neues zum Lander Philae [1-3], ihrer Landung auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko („Chury“) [1-3] und dem weiteren Fortgang der Mission.

Doch Spektakuläres gab es heute nicht zur Rosetta-Mission zu berichten. Wer auf neue Aufnahmen gewartet hatte, wurde enttäuscht. Hier eine kurze Zusammenfassung des heutigen ESAHangouts:

Teilnehmer des ESAHangouts:
Andrea Accomazzo [ESA Rosetta Flight Director, ESOC]
Stephan Ulamec [Philae Lander Manager, DLR]
Mathew (Matt) Taylor [Der Mann mit dem Tatoo - Rosetta Project Scientist, ESA]#
Philippe Gaudon [CNES Rosetta Project Manager, SONCm Toulouse]
Holger Sierks [OSIRIS Principal Investigarot, MPI for Solar System Research]
Valentina Lommatsch [DLR-Lander Control Center (LCC)*]
Jeff Grossman und G. Johnston [OSIRIS-REx Program Scientists, NASA]

 

(I) Berichte der Teilnehmer

Bericht Stephan Ulamec

  • Bis jetzt ist die genaue Position des Landers noch immer nicht bekannt.
  • Das Röntgenspektrometer APX ist aktiviert sowie neue Sequenzen für den Bohrer MUPUS [1] hochgeladen. Der Bohrer sei aktiviert und heute aktiv. Wie erfolgreich sein Einsatz ist, hänge von der Kapazität der Primärbatterie ab.
  • Heute abend gegen 22:00 Uhr erfolgt der nächste Kontakt.

Bericht Andrea Accomazzo

  • Ein Manöver soll Rosetta zu besserem Kontakt mit Philae verhelfen.
  • Zudem habe man die Abfolge der wissenschaftlichen Experimente modifiziert. Der Kontakt mit Rosetta sei stabil.

Bericht Philippe Gaudon

  • Man habe bereits wissenschaftliche Daten empfangen und warte auf die aktuellen Daten.

Bericht Holger Sierks
… nach anfänglichen Schwierigkeiten mit seinem Headset …

  • Man warte auf die Aufnahmen des Abstiegs von Philae, die Aufnahmen des Landeversuches seien bereits heruntergeladen.

Wörtlich: „ […] if we have enough data, we will let you know [...]“ - was immer das heißen soll.

  • Seitens OSIRIS wurden (wieder einmal) keine neuen Bilder bereitgestellt.
  • Auf die Frage, wo man auf dem Kometen (mit OSIRIS) hinschaue, gab Sierks die lapidare Antwort: „[...] we are looking in the area we planned for [...]“.
  • Auf die Frage, wie die Rotation des Kometen die Suche nach Philae beeinflusse gab es erneut eine unpräzise Antwort: „[...] my feeling would be looking eastäh west […] looking in the left direction [...]“ - Seit wann geht es in der Wissenschaft um Gefühle???

„Mr Wichtig“ trinkt zwischendurch Kaffee und macht aufgeblasene Backen ...

Bericht Matt Tayler

  • Wichtig sei vor allem Philae zu finden. Dazu müsse man gegebenenfalls Prioritäten verändern.

 

(II) Fragen aus dem Publikum, der Teilnehmer und aus dem Netz

(1)      Batteriestatus

  • Die Verantwortlichen hoffen heute abend auf Kontakt mit Philae, das sei allerdings noch unsicher. Man wisse nicht, ob die Primärbatterie von Philae bereits leer sei. [Anm.: Wahrscheinlich hält die Batterie noch bis morgen früh.] Philae habe sich bisher nicht (mehr) bewegt. Aufgrund ihrer unglücklichen Lage sei die Beleuchtung der Sonnenpanele nur für etwa 01:20 Stunden möglich. Die Verantwortlichen planen, den Lander leicht zu drehen, so dass die Sonnenpanele mehr Sonnenlicht empfangen. Dies könnte Philae wieder aufwecken und dazu bringen, dass die Mission weiter andauere bzw. Philae mit Rosetta „spreche“.
  • Simulationen des LCC* deuten an, dass Philaes Batterie eine

Lebensdauer von insgesamt mindestens 80 Stunden besitzt. 
Aufgrund der Situation plane man einen Energiesparmodus (low power mode), der weitere 2 Watt einsparen soll.

  • Die Verantwortlichen diskutieren zwei Ideen wie die Lebensdauer von Philaes Batterie verlängert werden könnte:

1. Möglicherweise könne man die Solarpanele 1 in Richtung Sonne drehen, es handele sich um das größere Solarpanel. Mithilfe der Solarpanele 2 empfange man bereits Daten von Philae.
2. Mithilfe der Landesteuerung könne man möglicherweise, jedoch ohne Kontrolle darüber zu haben, was dabei geschieht, Philae erneut zum Hüpfen bewegen. Möglicherweise führe dies dazu, dass Philae von dem derzeitgen Standort „weghüpfe“.

  • Bei einem Wiedersehen im August und größerer Sonnennähe bzw. stärkerer Sonneneinstrahlung könnten Philaes Batterien warm genug werden, um wieder automatisch in den Betriebsmodus zu schalten.

(2)      Wie genau steht Philae an ihrem Standort?
Die Sonnenpanele 1 ist rechts auf dem Bild zu sehen, links befindet sich eine Felswand bzw. die Klippe. Die Sonnennpanele 2 ist beleuchtet. Zwei der Füße des Landers befinden sich auf der Kometenoberfläche. Dazu hier nochmals ein „Bild der Lage“ des Landers (Abb. 1):

ros

Abb. 1 Rundumblick – Philae auf dem Kometen Chury.
(Sky = Himmel, Lander feet : Füße von Philae, horizon = Horizont,
MUPUS-Bereich, in dem gebohrt werden soll) 
© ESA/Rosetta/Philae/ÇIVA/E. Lakdawalla

 

(3)      Datensicherung und Datenanalyse
Die von Philae gesammelten Daten werden gesammelt, falls die Batterie leer sein sollte. Man wolle heute nacht sämtliche Daten herunterladen. Bisher habe man rund 80 % der Daten analysiert.

(4)      Datensicherung und Datenanalyse

  • Die zunehmende Aktivität des Kometen werde Philae wahrscheinlich nicht von der Oberfläche „herunterwerfen“.
  • Rosetta befinde sich wieder in der „Terminatorebene“ in einem für die Kometensonde sicheren Bereich. In einigen Tagen werde Rosettas Orbit erneut auf 30 Kilometer auf eine kreisförmige Bahn angehoben. Anfang Dezember verringere man wahrscheinlich ihren Orbit erneut auf etwa 20 Kilometer, für ein Absenken der Bahn auf rund 8 Kilometer stehe nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung.

Die Teilnehmer des ESAHangouts waren allesamt sehr zufrieden mit der bisher erfolgreichen Mission und sind sicher, dass man mithilfe der gewonnenen Daten „gute Wissenschaft“ betreiben könne. Man habe „einen Fuß im Weltraum“, so einer der Teilnehmer. Möglicherweise könne man bereits in zwei Wochen die wissenschaftlichen Daten diskutieren und sehen, was man in der Zukunft tun könne.

Bei den Teilnehmern stand der Wunsch im Vordergrund, Philae zu finden und festzustellen, dass sie noch „lebt“. Die Mission sei einzigartig und werde dies für immer sein. Nun warte man auf die Nachricht „aus der Hölle“.

(III) Neue Posts zu Philae und Rosetta

Zur Belustigung ein kurzer Dialog des Senders FOX an einen Wissenschaftler: [4]
Frage:          Weshalb hat Amerika Geld verschwendet, um auf einem
                   Kometen zu landen?
Antwort:       Das ist eine europäische Mission.
Frage:          Weshalb waren die Amerikaner nicht vorher dort?

 

(1)      MUPUS** [1] Der „Bohrer“ [4]

  • MUPUS kann die Temperatur unterhalb der Oberfläche messen, außerdem wie schnell Wärme den Kometen verlässt sowie die Wärmeleitfähigkeit der Oberfläche von Chury.
  • Heute nacht wurde der Bohrer nach der Aufwärmphase durch Hämmern mit drei verschiedenen Energielevels benutzt und drang 200 Millimeter in die Oberfläche ein.
  • PEN [1] misst die Temperaturen: Temperatur des Bohrers -130 °C, der externen Elektronik -71°C, Aufheizung erfolgt bis -48°C.
  • Die Verantwortlichen entschieden sich für das Anbohren der Kometenoberfläche sowie die Entnahme von Proben für die Gasanalyse.

 

Eine Karikatur (Abb. 2) am Rande, wenn es nicht so traurig wäre…

ros

Abb. 2 Karikatur der drei Landeversuche von Philae.
© www.FUCHSKIND.de

 

Heute nacht wird es für Philae hoffentlich nach dem „ersten Kuss“ nicht „der letzte Akt“ auf dem Kometen Chury.

Dennoch: wenn es heute nacht nicht gelingt, die Solarpanele in eine Position zu bringen, in der sich die Batterien wieder aufladen können, wird Philae anschließend wahrscheinlich „schwarz“ sehen.

 

Neuigkeiten vom Samstag vormittag

(I) PHILAE
Am Samstag morgen verkündete die ESA, Philae habe ihre eigentliche Wissenschaftsmission bereits nach rund 57 Stunden abgeschlossen.
Der Kontakt von Rosetta mit Philae vom Freitag abend habe bis 01:36 Uhr am Samstag morgen angedauert. Dabei konnten die von Philae in der Zwischenzeit gesammelten Daten heruntergeladen werden, insbesondere die Daten der Experimente ROLIS, COSAC, Ptolemy, SD2 und CONSERT [1] (Abb. 3).

Ein kurzer Überblick über die genannten Experimente von Philae:

CONSERT - Radiowellen-Sonde zur Tomografie [1] des Kometenkerns

SD2 – Bohrmechanismus, Gewinnung von Proben bis zu 30 cm Tiefe

Ptolemy - Massenspektrometer mit Gaschromatographen, Untersuchung der isotopischen Zusammensetzung der Bohrproben

COSAC - Bestimmung der elementaren, isotopischen und chemischen Zusammensetzung der gefrorenen Komponenten der Kometenoberfläche bis rund 30 cm Tiefe, Massenspektrometer und Gaschromatograph, Analyse der organischen Komponenten

ROLIS - Kamerasystem

ros

Abb. 3 Schematische Darstellung der Experimente an Bord
des Landers Philae. © ESA/Rosetta/Philae

 

Philaes Hauptkörper konnte um rund 4 Zentimeter abgehoben werden, weiter wurde der Lander – wie zuvor anvisiert – um etwa 35 Grad gedreht, um die Aufnahme der Sonnenstrahlung durch die Solarpanele zu steigern.

Unglücklicherweise ging Philae danach relativ schnell  „der Saft aus“.
(Abb. 4)

ros

Abb. 4 Anzeige der Batterieladung des Landers Philae am 14./15. November.
© ESA/Rosetta/Philae, https://twitter.com/Philae2014

 

Philae verabschiedet sich: [...] I might take a nap. […] … zzzzz

"Signalverlust, keine weitere Kommunikation mehr", twitterte die ESA.

Der Standort von Philae erstem Landeversuch konnte inzwischen auf hochaufgelösten Aufnahmen lokalisiert werden (Abb. 5).

ros

Abb. 5 Standort des ersten Landeversuchs von Philae.
Offensichtlich hat das Aufsetzen des Landers einen „Abdruck“ hinterlassen.
Die grüne Markierung bezeichnet die vorherberechnete Position für die Landung.
© ESA/Rosetta/NavCam

 

Die gestern erwähnten Aufnahmen der Landesequenz von Philae zeigen, dass die Oberfläche des Kometen von Staub und Gesteinsresten bedeckt ist. Auf Panoramaaufnahmen sind Schichten aus Gesteinswänden zu sehen, die wahrscheinlich aus härterem Material bestehen.

Wie bereits gestern erhofft, werden die Verantwortlichen versuchen, Philae wieder aufzuwecken bzw. zu reaktivieren, wenn sich Chury und Philae in größerer Sonnennähe befinden und der Landeort besser beleuchtet wird.
Bis dahin wird es ohne eine vermehrte Sonneneinstrahlung nicht möglich sein, mit Philae weiter in Kontakt zu bleiben. Philae verfällt sozusagen – ähnlich wie Rosetta vor zwei Jahren – in einen Tiefschlaf. Das Aufwachen aus dem „Dornröschen-Schlaf“ wird hoffentlich nach den Anstrengungen den Lander in eine bessere Position zu bringen leichter.

„BONNE NUIT PHILAE“

ros

Abb. 6 BONNE NUIT PHILAE – Gute Nacht Philae
mit den besten Wünschen des LCC (Lander Control Center) in Köln.
© ESA/DLR/LCC

 

(II) ROSETTA

Der nächste Kontakt mit Rosetta erfolgt heute um 11:00 Uhr. Rosetta soll im Weiteren versuchen Philae genau zu lokalisieren. Die Kometensonde ist inzwischen – ebenfalls wie angekündigt – auf einen 30-Kilometer-Orbit um Chury zurückgekehrt; Rosetta wird nicht am 2. oder 3. Dezember, sondern erst am 6. Dezember erneut auf eine Bahnhöhe von 20 Kilometer über dem Kometen absinken und zukünftig einige kurze Annäherungen bis auf 8 Kilometer vornehmen.

Wir halten Sie über wie weitere Entwicklung sowie aktuelle Bilder und Ergebnisse auf dem Laufenden.

 

Falls Sie Fragen und/oder Anregungen zu diesem Thema haben, schreiben Sie uns unter kontakt@ig-hutzi-spechtler.eu

Ihre
IG Hutzi Spechtler – Yasmin A. Walter

 

** MUPUS = MUlti PUrpose Sensor One

 

Quellenangaben:

[1] Information über astronomische und physikalische Begriffe
www.wikipedia.de

[2] Mehr Information über die ESA, Rosetta und Philae
http://www.esa.int/ESA
http://www.dlr.de

[3] Weitere Information über Chury, Rosetta und Philae auf unserer Webseite
http://www.ig-hutzi-spechtler.eu/aktuelles__rosetta__hauptseite.html

[4] MUPUS-Twitter-Account
https://twitter.com/philae_MUPUS

 

# Nein, das kommentiere ich nicht, es geht um Wissenschaft, nicht um Hawaii-Hemden etc.
http://www.theverge.com/2014/11/13/7213819/your-bowling-shirt-is-holding-back-progress

 

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