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Die verzweifelte Suche nach Philae

Der Kometenlander Philae [1, 1a] berührte am 12. November 2014 erstmals die Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko ("Chury") [1, 1a] (Abb. 1). Seitdem gilt er als verschollen; bisherige Versuche zur Kontaktaufnahme sind offensichtlich gescheitert. Die europäische Raumfahrtagentur ESA [1] war und ist nicht in der Lage, Philaes Landeplatz genau zu ermitteln; man tappt sozusagen im Dunkeln.

Mach's gut Philae ... daran wollen viele noch nicht glauben. Für andere scheint sicher, dass der Lander noch immer schläft.

Chury bewegt sich inzwischen immer weiter von der Sonne weg. In wenigen Wochen wird es für Philae zu kalt und zu dunkel sein, um auf dem entfernten Kometen zu überleben.

Kein neues Lebenszeichen
Seit Juli hat niemand mehr etwas von Philae gehört. Die Signale vom 21./22. Dezember 2015 [1a] seien kein Lebenszeichen von Philae gewesen, so die Verantwortlichen.

Am 10. Januar haben die Missionsspezialisten des deutschen Raumfahrtzentrums (DLR) in Köln [1] gegen 17:00 Uhr ein Signal an Philae gesendet und den Lander aufgefordert sein Drallrad [1] zu aktivieren. Das Drallrad diente während dem Abstieg auf Chury dazu, den Lander auszurichten und während der Landung zu stabilisieren. Nach der finalen Landung wurde das Drallrad heruntergefahren.

Bei dem Versuch der Drallradaktivierung handelt es sich um ein riskantes und unvorhersagbares Manöver, das den Lander jedoch aus seiner schattigen Lande- in eine bessere Position bringen und mehr Sonnenlicht für die Solarpanele [1] liefern könnte. Idealerweise würde bei einem erfolgreichen Manöver durch die Bewegung der Solarpanele eine kleine Staubwolke aufgewirbelt werden.

Leider hat das nicht funktioniert. Möglicherweise hat Philae das Kommando empfangen und sich tatsächlich bewegt, konnte jedoch keine Rückmeldung an Rosetta geben können, vielleicht aufgrund eines beschädigten Transmitters[1]. Die Ingenieure halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass Philae das Signal nicht empfangen hat.

ABER: Weshalb hat man dieses Kommando nicht viel eher versucht???

Weitere Möglichkeiten, die das Nicht-Antworten von Philae erklären könnten, sind: (i) Philaes Elektronik ist während der Annäherung von Chury zu heiß geworden; (ii) die Solarpanele des Landers und die Antennen sind von Staub bedeckt (Abb. 1); oder (iii) die Oberfläche des Kometen ist in diesem Bereich instabil; Philae könnte viel unglücklicher gestürzt sein als bisher angenommen. Dann könnten die Füße des Landers sogar in der Luft hängen; eine Aktivierung von Philae wäre in diesem Fall nahezu unmöglich, vor allem wenn der Lander schief an einer Wand lehnt.

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Abb. 1 Künstlerische Darstellung der fehlenden Kommunikation zwischen der Kometensonde Rosetta (links) und dem Lander Philae (rechts).
Die Kommunikation könnte durch unterschiedliche bzw. mehrere Gründe gestört sein. © ESA

 

Die Hoffnung schwindet
Bis Ende Januar werden die Teams des LCC [1] und des SONC [1] täglich zweimal Kommandos an Philae senden. Die Ingenieure werden zwar versuchen weitere Kommandos an Philae zu senden, hätten jedoch wenig Hoffnung; man müsse die Realität akzeptieren, die Chancen würden von Tag zu Tag sinken, während sich Chury weiter von der Sonne entferne, so einer der Verantwortlichen. Bald müsse man akzeptieren, dass man keine weiteren Signale des Landers erhalte.

Die Kometensonde Rosetta habe mithilfe ihrer Kamera bereits den Landebereich gescannt; man durchsuche diese Bilder, beispielsweise nach einem Hinweis auf eine Staubwolke, die durch den sich bewegenden Lander aufgewirbelt sein könnte; allerdings befindet sich Rosetta gegenwärtig weit vom Kometen Chury entfernt und Philae sei zu klein, um von dort einen direkten Blick auf den Lander erhaschen zu können.

Das verantwortliche Team ist besonders enttäuscht, weil Philae möglicherweise weitere Daten während und nach ihrer Landung auf Chury gesammelt hat, die wahrscheinlich für immer verloren sind. Sämtliche Messdaten zum Kometen stammen aus dem November 2014.

Jedoch besteht noch etwas Hoffnung: wenn Rosetta am Ende ihrer Mission im September zum Tiefflug auf den Kometen ansetzt, wird die Kometensonde auf eine niedrige Bahn gebracht, bei der sie die Kometenoberfläche nahezu berühren wird. Dann könnte Rosetta Philae doch noch aufspüren und die Daten, die man im November 2014 erhalten hat, besser interpretieren.

Ende Januar - eigentlich bis zum 20. Januar - wird es zu kalt für Philae, dann bliebe sie in einem ewigen Winterschlaf ... Chury ist dann bereits mehr als 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Sinkt die Temperatur des Landers unter -51°C, schaltet er sich nicht mehr ein.

Berechtigte Kritik?
Es gibt auch nachdenkliche Kritiker, die auf das Versagen von Philaes Technik, insbesondere der Kaltgasdüse [1, 3], der [...] angeblich einfachsten Konstruktion eines Raketentriebwerkes [1] [...], hinweisen [3]. Ein lesenswerter Artikel, insbesondere für die Technikspezialisten unserer Leserschaft.

Kritisiert wird ausserdem die fehlende Annäherung Rosettas, um die Suche nach Philae zu intensivieren. Ob diese Kurskorrektur etwas gebracht hätte, und ob bzw. inwiefern die Kritik angebracht ist, haben die verantwortlichen Ingenieure für zukünftige Weltraummissionen hoffentlich etwas dazugelernt ...

Es bleibt zu hoffen, dass beim Sturzflug von Rosetta auf den Kometen Chury in einigen Monaten weitere hochaufgelöste Bilder schnellstmöglich zu uns gelangen und veröffentlicht werden - sofern sich das verantwortliche Team die Mühe macht, Rosetta nicht zu hart aufsetzen zu lassen.
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Über weitere Ergebnisse zum Kometen Chury und dem Lander Philae werden wir Sie auf dem Laufenden halten.
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Falls Sie Fragen und Anregungen zu diesem Thema haben, schreiben Sie uns unter kontakt@ig-hutzi-spechtler.eu

 

Ihre
IG Hutzi Spechtler – Yasmin A. Walter

 

Quellenangaben:

[1] Mehr Information über astronomische Begriffe
www.wikipedia.de

[1a] Artikelserie zum Kometen Chury
http://ig-hutzi-spechtler.eu/aktuelles__rosetta__hauptseite.html

[2] New Scientist (11 Jan 2016)

[3] Kritischer Artikel zum Versagen von Technik bei Philaes Landung
http://www.golem.de/news/rosetta-philae-haette-leben-koennen-1601-118492.html
bzw.
http://scienceblogs.de/wasgeht/2016/01/13/philae-haette-leben-koennen/

 

 

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