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Der Mond beeinflusst Regenfälle auf der Erde

Der Mond war bereits in alten Kulturen ein mystisches Objekt: beispielsweise dachten die Zuni-Indianer [1], ein "roter Mond" bringe Wasser. Die Maya [1] haben sich ausgiebig mit dem Mond auseinandergesetzt und brachten ihn in Verbindung mit dem Auftreten von Regenfällen. Im 17. Jahrhundert glaubten englische Farmer an einen "tropfenden Mond", der Regen bringe, abhängig von dessen Phase.

Der Mond beeinflusst den Regen auf der Erde? - Blödsinn, würden Sie bestimmt sagen. Ebbe und Flut kennen wir. Aber eine Verbindung zwischen dem Mond und Regenfällen auf der Erde - das scheint auf den ersten Blick unmöglich.

Regenstudien
In den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden zahlreiche Studien über den Zusammenhang zwischen dem Wetter und den Mondphasen veröffentlicht. Die Wissenschaftler entdeckten damals eine Zunahme des Regens in den Tagen nach Vollmond und Neumond. (Abb. 1)

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Abb. 2 Der Vollmond bei Regen.
© L. Langemeier/A.B. Corbis

 

Im Jahr 2010
Bereits im Jahr 2010 ergab eine wissenschaftliche Studie US-amerikanischer Geographen und Klimaforscher [3], dass auf den Vollmond und die beginnenden Phasen des Mondes (vermehrt) Regen folgt.

Die Analyse basiert auf Daten von rund 11.000 US-amerikanischen geologischen Stationen und reich bis zum Jahr 1900 zurück. Für jede Messung wurde die dazugehörige Mondphase berechnet. Das Ergebnis: es existiert ein leichter Anstieg der Regenmenge um die Viertelphasen [1] des Mondes (diese liegen genau in der Mitte zwischen Vollmond und Neumond). Das bedeutet nicht, dass der Mond den Regen direkt beeinflusst.

Um eine Verbindung der Mondphase zur gefallenen Regenmenge zu finden, untersuchten die Wissenschaftler die Datenbank des US-amerikanischen Historischen Klimatologie-Netzwerkes (U.S. Historical Climatology Network) [1], die Wetterdaten von mehr als 1.200 Stationen bis zum Jahr 1895 enthält.

Die Forscher fanden, dass - gemäss einer dort geltenden Bauernregel - der Niederschlag einige Tage vor den Viertelmondphasen ansteigt.

Die Kritik an diesen Behauptungen stammt aus den eigenen Reihen: die Mondphasen könnten beispielsweise die Fluten in Pakistan nicht erklären, so einer der Klimaforscher, der allerdings nicht an der Studie beteiligt war. Jedoch könnten die Ergebnisse rund 1-2 Prozent der allgemeinen Änderungen der Regenfälle erklären. Der Effekt sei real, aber gering, so der Kritiker.

Erklärungsversuche
Die Wissenschaftler, die die Studie durchgeführt haben, können bisher nicht erklären wie der Mond die Niederschläge auf der Erde beeinflusst. Die meisten Vermutungen für die Ursache stammen aus den 60-er und 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts.

In diesem Zeitraum vermuteten einige Forscher, die Mondbahn könne die irdische Magnetosphäre [1] stören; die Magnetosphäre ist ein Bereich aus ionisierten Teilchen [1], der die Erde wie ein schützendes Magnetfeld [1] umgibt. Eine Störung dieses Bereiches könnte einer grösseren Anzahl Teilchen aus dem Weltraum ermöglichen in die Erdatmosphäre [1] einzudringen, wo sie durch Zusammenstösse mit Wolken Niederschläge auslösen könnten.

Ein anderer Erklärungsversuch basiert auf der Idee, die Mondbahn bzw. die Anwesenheit des Mondes könnte die Menge an Meteorstaub [1] erhöhen, die die Erde erreicht; dies könne ebenso Regenfälle verursachen, wenn der Staub mit irdischen Wolken kollidiere.
Eine dritte Idee vermutet, der Mond könne eine Art Druck(welle) [1] auf die Erde ausüben, die Sturmsysteme beeinflusse [3].

Der wahre Grund für die vermehrten Niederschläge bleibt jedoch unklar.

Die neue Studie
Eine neue Studie [2] behauptet nun erneut, dass der Mond Regenfälle auf der Erde beeinflusst. US-amerikanische Forscher haben herausgefunden:
Wenn sich der Mond direkt über einem Beobachter befindet, bewirkt er (dort) eine winzige Veränderung der Erdatmosphäre; genau das bewirkt eine Veränderung Regenfälle auf der Erde. [2]

Die Behauptung basiert auf der Idee, die Gezeitenkräfte [1] des Mondes stehen in einer direkten Verbindung mit Regefällen auf der Erde.

Die neue Analyse bezieht sich auf atmosphärische Wellen [1] bzw. Störungen - wie Luftdruck [1] oder Temperatur - und basiert auf Beobachtungen regulär stattfindender Oszillationen des Luftdruckes [1] auf der Erde, die bisher man nicht erklären konnte. Daher sammelten die Wissenschaftler weitere Daten.

Im Jahr 2014 veröffentlichten sie eine Studie, die zeigt, dass der Oberflächenluftdruck [1] der Erde definitiv abhängig von der Mondphase ist: wenn sich der Mond über- oder unterhalb (einer Region) befinde, sei der Luftdruck höher, so einer der Forscher bzw. sorgt die Schwerkraft des Mondes für eine buckelartige Struktur in Richtung des Mondes.

Damit erhöht sich der Druck bzw. das Gewicht der Atmosphäre in diesem Bereich. Ein erhöhter Druck sorgt für einen Temperaturanstieg der darunter liegenden Luftbereiche. Da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit halten kann, besitzen diese Luftparzellen eine höhere Kapazität weitere Feuchtigkeit aufzunehmen.

Ein ähnlicher Zusammenhang mit dem Luftdruck war bereits im Jahr 1847 mithilfe erdgebundener Beobachtungen bemerkt worden, ein Zusammenhang mit der Temperatur bereits im Jahr 1932.

Die Forscher fanden ausserdem heraus, dass sich die Erdatmosphäre in Richtung des Mondes ausdehnt, wenn sich dieser direkt darüber befindet. Als Reaktion darauf steigt der irdische Atmosphärendruck in dieser Region.

Die neuen Ergebnisse
Die in diesem Jahr veröffentlichten Ergebnisse der Studie der selben Wissenschaftler sagen aus, dass diese Veränderung der Erdatmosphäre für die unmerklichen Änderungen der Regenmengen auf der Erde verantwortlich ist.

Die Ergebnisse basieren auf Daten, die über einen Zeitraum von 15 Jahren (1998-2012) von der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA [1] und deren japanischem Pendant JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency, Tropical Rainfall Measuring Mission-Satellit) [1] gesammelt wurden.

Regionen mit höherem Luftdruck sorgen für einen Temperaturanstieg niedrig gelegener Luftblasenstrukturen (in der Atmosphäre); das bewirkt eine leichte Änderung des Niederschlags. Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen; das bedeutet, man benötigt mehr Feuchtigkeit als gewöhnlich, um die Luftblasenstrukturen bis an deren Kapazitätsgrenze zu füllen; damit ist es weniger wahrscheinlich, dass diese ihren Wassergehalt entladen; die Folge: es fällt weniger Regen. (Abb. 2)

Die Wissenschaftler vergleichen diesen Vorgang mit einem Container, der mit zunehmendem Druck immer grösser wird.

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Abb. 2 Satellitendaten der Tropen zwischen 10°S und 10°N.
Die Daten zeigen einen leichten Rückgang der Regenfälle, wenn der Mond sich direkt ober- oder unterhalb der betroffenen Region befindet.
Oben: Luftdruck; Mitte: Veränderung des Luftdrucks; Unten: mittlere Abweichung.
Waagerechte Achse: östliche Länge der Region zum Mond in Winkelgrad.
Die Änderung der Regenfälle beträgt in diesem Beispiel 0,78 Mikrometer [1] pro Stunde. © T. Kohyama/Univ. Washington

 

Der Anstieg der feuchtigkeitstragenden Kapazität in Regionen höheren Luftdrucks bewirke geringere Feuchtigkeitsniveaus; ein geringerer Feuchtigkeitsgehalt sei für Niederschläge ungünstiger.

Fazit: Befindet sich der Mond direkt über dem Beobachter, erzeugt dies eine geringere Regenmenge. - Der Schirm kann gegebenenfalls zu Hause bleiben ...

Der Einfluss auf die leichte Veränderung der Regenfälle durch den Mond umfasse nur rund 1 Prozent der gesamten Änderung der Regenfälle, so die Forscher. Ein normaler Mensch nimmt diesen Unterschied nicht wahr.

Nun wollen die Forscher herausfinden, ob unterschiedliche Regenarten durch die Mondphasen beeinflusst werden, ob bestimmte Regenarten - wie schwere Wolkenbrüche - abhängiger von den Mondphasen sind als andere und ob diese Regenarten die Häufigkeit von Regenstürmen beeinflussen.

 

Falls Sie Fragen und/oder Anregungen zu diesem Thema haben, schreiben Sie uns unter kontakt@ig-hutzi-spechtler.eu

 

Ihre
IG Hutzi Spechtler – Yasmin A. Walter

 

Quellenangaben:

[1] Information über astronomische und physikalische Begriffe
www.wikipedia.de

[2] Kohyama, T., et al., Geophys. Res. Lett. (30 Jan 2016)

[3] Cerveny, A. et al., Geophys. Res. Lett. (2010)

 

 

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